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„Notfall Gesundheitswesen“ – Das System steht auf der Kippe

Felix Eypeltauer
Felix Eypeltauer

„Das Barometer im Gesundheitswesen ist schon länger im dunkelroten Bereich. "

"Egal ob Personal oder Patient:innen, jede:r spürt das. Vor allem das Spitalswesen steht kurz vor dem Kollaps. Im Rettungswesen fehlen wichtige Zivildiener und in der Pflege steigen immer mehr aus und viel zu wenig neue Kräfte ein. Wir hören seit Wochen Hilferufe aus den Spitälern, wir hören von überlangen Wartelisten und wir erleben eine nie dagewesene Belastung beim Personal, das teilweise nur mehr aus Pflichtbewusstsein weiter macht. Man kann sich ausrechnen, dass sich das bald nicht mehr ausgehen wird. Wir müssen jetzt den Notfallpatienten Gesundheitswesen in seiner Gesamtheit behandeln, Symptombekämpfung, wie sie viel zu lange passiert ist, hilft uns nicht mehr weiter. Der Landtag muss deshalb auf unsere Initiative hin am 26. Jänner in einer aktuelle Stunde endlich Lösungen diskutieren“, sagt NEOS OÖ-Gesundheitssprecherin Julia Bammer, die heute gemeinsam mit NEOS OÖ-Klubobmann Felix Eypeltauer eine aktuelle Stunde zum Notfall Gesundheitswesen und einen Antrag zum Thema ankündigt.

Eypeltauer sagt dazu: „Wir haben schon im letzten Jahr gezeigt, dass wir auch als Opposition konstruktiv Lösungen bieten. Wir gehen deshalb in diesen Tagen mit einem Antrag zur Stabilisierung unseres Gesundheitssystems an die anderen Parteien heran. Unser aller Gesundheit hat keine Parteifarbe, es gibt da kein Links und kein Rechts, es gibt eigentlich nur einen Weg und den müssen wir jetzt schnell und vor allem gemeinsam gehen. Zudem kann es nicht weiter ein Hin- und Her zwischen Alarmrufen aus dem Gesundheitswesen einerseits, Beschwichtigungen der Regierung Stelzer andererseits sein. Als Volksvertretung verlangen wir einen offenen, ehrlichen Dialog über den derzeitigen Zustand und einen planvollen Weg aus der Krise. Bislang seien sämtliche Anträge der Opposition von der Schwarz-Blauen Koalition abgelehnt worden.

Langfristige Lösungen beim Personalmangel

Allein bis 2025 gehen über 100 niedergelassene Ärtz:innen in Oberösterreich in den Ruhestand, 55 Stellen können schon aktuell nicht besetzt werden, bis 2030 brauchen wir 10.000 neue Pflegekräfte, und schon heute müssen 25 Prozent der Rettungswägen mit Zivildienern besetzt werden. Mit dem Personal steht und fällt unser Gesundheitssystem. Erst vor wenigen Tagen hat eine Umfrage gezeigt, dass teilweise bis zur Hälfte des Personals zumindest über einen Jobwechsel nachdenkt. Das ist eine denkbar schlechte Ausgangslage und zeigt, dass wir dringend die Arbeitsbedingungen aber auch die Attraktivität dieser schönen Berufe verbessern müssen“, sagt Bammer.

Die Pflegekräfte-Strategie von Landesrat Hattmannsdorfer klinge auf den ersten Blick zumindest einmal positiv. Es bräuchte aber dringend klar definierte Ziele und regelmäßige Checks über die Wirksamkeit der Maßnahmen, so Bammer: „Wer will denn in die Pflege gehen, wenn sie oder er nicht weiß, wie es in ein paar Jahren aussehen soll. Wir wollen außerdem mindestens drei neue Ausbildungs-Standorte, an denen berufsbegleitende Ausbildungsangebote mit einmal monatlich stattfindenden Blockkursen abgehalten werden. Viele Oberösterreicher:innen weichen für solche Angebite auf andere Bundesländer aus.“

Beim Ärztemangel sei die Antwort von LH Stv. Christine Haberlander viel zu oft die MedUni gewesen: „Mehr Studienplätze sind eine einfache Antwort. In der Wirklichkeit bleibt aber nur ein Teil dieser Absolventen im Land bzw. überhaupt in dem Job. Das hat zuletzt auch die Ärztekammer völlig zurecht mit klaren Worten angesprochen. Es geht auch hier um Perspektiven und eine Attraktivierung des niedergelassenen Bereichs mit besseren Verträgen, mit modernisiertem Leistungskatalog und dem Entfall degressiven Honorierung“, so Bammer.

Klubobmann Felix Eypeltauer macht zudem auf die Situation im Rettungswesen aufmerksam: „Ich durfte vor wenigen Wochen selbst einen Schnuppertag mit einem Rettungsteam in Linz verbringen. Und auch dort geht es vor allem um eine Attraktivierung: Wir müssen uns dringend über die Ausbildung, die Befugnisse von speziell Notfallsanitäter:innen und über die Besetzung von Rettungswägen unterhalten. Es gibt keinen plausiblen Grund, warum Notfallsanitäter:innen in Niederösterreich etwa deutlich mehr Medikamente verabreichen dürfen als jene in Oberösterreich.“

Rasche Entlastung der Spitäler

Die Attraktivierung des niedergelassenen Bereichs entlaste auch die Spitäler, außerdem sei Patientenlenkung das Gebot der Stunde, so Bammer: „Das beginnt mit besseren Verträgen und einer Lösung im Konflikt zwischen Ärztekammer, Land und Sozialversicherungsträger. Entlastung für die Spitäler bringt aber vor allem eines – eine ordentliche Patientenlenkung. Viele Menschen, die in die Notaufnahmen und Ambulanzen kommen, wären eigentlich gut beraten, wenn sie zum niedergelassenen Arzt gehen. Dafür gibt es in Österreich einfach zu wenig Lenkungsmodelle – schaut man etwa in Länder wie die Schweiz, hat man dort deutlich bessere Systeme. Ich würde mir wünschen, dass Frau Landeshauptmann Stellvertreterin Haberlander hier eine wirklich sinnvolle Reise unternimmt und Ideen und Konzepte mit nach Österreich bringt, die wir dann im Landtag und mit Expert:innen diskutieren können.“

Prävention, Prävention, Prävention

Prävention sei gerade angesichts dieser aktuellen Situation, wo das System an allen Ecken bröckele das Mittel der ersten Wahl, so die NEOS OÖ-Gesundheitssprecherin: „Es geht um Prävention in der Gesundheitsbildung, also Bewusstseinsbildung schon in den Schulen und im Kindergarten - im besten Fall. Es geht aber auch um Prävention beim Arzt mit der jährlichen Vorsorgeuntersuchung, die man aus unserer Sicht mit Anreizen füttern müsste. Ein Bereich der Prävention, der in den letzten Jahren massiv vernachlässigt worden ist, ist jener rund um die eigene Psyche. Deshalb fordern wir zur Entlastung unseres Gesundheitssystems endlich mehr Kassenstellen für Psychotherateut:innen und Psycholog:innen und die Psychotherapie auf Krankenschein, damit Prävention keine Frage des Geldes mehr ist. Investitionen in die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird sich später nicht nur im Gesundheitssystem, sondern auch am Arbeitsmarkt um ein Vielfaches rechnen. Die Wartelisten mit über 140 Kindern, die gerade auf eine stationäre Behandlung auf der Psychiatrie angewiesen wären, ist um 140 Kinder zu lang.“

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