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Kinderaugen leuchten nicht mehr, Eltern, engagierte Pädagogen und Schulleiter haben es schwer, durchzuatmen.

In ihrem zweiten Gastbeitrag möchte die pädagogische Mentorin und Schulgründerin Sonja Schmolmüller die Betroffenen der Schulkrise sprechen lassen: Familien, Kinder, Lehrer_innen. Politik wird oft - und notgedrungen - sehr abstrakte und verallgemeinernd diskutiert. Es geht immer um große Systeme und deren Verbesserung. Gerade deshalb ist es wichtig, auf die Menschen in dieses Systemen zu schauen, ihnen zuzuhören und von ihren Erfahrungen zu lernen. 

Wenn wir auf das System Schule blicken, so hat sich auch hier in den vergangenen drei Monaten die Coronakrise wie ein Vergrößerungsglas über all die bestehenden Probleme gelegt. Das war für Schüler_innen, Familien und Lehrkräfte eine teils schmerzvolle Erfahrung. Teils hat es Innovationsprozesse angestoßen und großartiges Engagement zutage gebracht. Als politische Partei wollen wir NEOS aus diesen Monaten des Vergrößerungsglases lernen und etwa aufzeigen, dass wir digitale Lehrmethoden stärken und der Beziehungsarbeit vor allem in Volksschulen und Unterstufen einen höheren Stellenwert in der Ausbildung und im Berufsbild Lehrer_in beimessen müssen:

Kinderaugen leuchten nicht mehr, Eltern, engagierte Pädagogen und Schulleiter haben es schwer, durchzuatmen

Von Sonja Schmolmüller. 
Dieser Artikel gibt einen Einblick in unterschiedliche Familien und Situationen. Die Stichprobe dieser Untersuchung umfasst 50 Familiennetzwerke und 5 Personen, die als engagierte Lehrpersonen und Leiter tätig sind. Covid-19 bringt das an die Oberfläche, was seit Jahren hinter der Schulfassade als selbstverständlich gilt. Alte Muster, die sich über Generationen zeigen, brechen auf.

Was waren die Hürden der letzen Wochen? Wie geht es Kindern, Eltern, engagierte Pädagogen und Schulleitern?

Folgende Aussagen stammen von einigen der 50 ehrenamtlich begleiteten Familien mit insgesamt 65 Kindern:

„Ich musste ein Arbeitsblatt oder eine Seite im Buch arbarbeiten, ich bekam neue Inhalte, die mir mein Lehrer nicht erklärte, es war ein total neuer Stoff. Meine Eltern waren überfordert und ich wusste nicht weiter. Meine Lehrpersonen konnte ich nicht kontaktieren, sie waren nicht erreichbar, und Konferenzen über Videoapps hatten wir auch nicht. Also ich bin ein Schüler ohne Geschwister, hatte nur meine Mama und meinen Papa in dieser Zeit, diese waren mit den Arbeitsaufgaben auch überfordert. Wir haben uns eine Tagesstruktur gemacht, doch wir hatten immer Herausforderungen, weil die Arbeitsaufträge reine Überschüttung von Buchseiten und Arbeitsblättern waren.“ (Leopold, 12 Jahre, Unterstufe)

„Ich musste mich in dieser Zeit mit dem Thema KZ Mauthausen auseinandersetzen. Ich habe Sorgen. Wie geht es weiter? Was ist, wenn meine Eltern krank werden? Meine Großeltern können uns jetzt auch nicht mehr helfen. In die Schule mag ich auch nicht wirklich, obwohl ich mich freue, dass ich endlich meine Freunde sehe. Doch wir dürfen in der Pause nicht wirklich zusammensein, müssen Abstand halten, Masken tragen, dürfen nicht laufen …“ (Emanuel, 9 Jahre)

„Ich bin Mutter und auch berufstätig und muss jetzt neben Heimarbeit auch noch die Rolle einer Lehrperson übernehmen, bekomme aber dafür nichts bezahlt. Die Lehrpersonen überschütten uns mit Arbeitsblättern, bekommen ihr Gehalt und ich als Mutter muss jetzt deren Job übernehmen. Zusätzlich haben wir täglich emotionalen Konflikten, weil mein Kind glaubt, ich schaffe ihm diese Arbeit an. Ja, diese Krisensituation zeigt jetzt, wie nicht engagierte Schulen arbeiten und was unsere Kinder so in der Schule miterleben müssen: Abarbeiten von Seiten im Buch, kein Lebensbezug, keine lebensnahen Methoden, nur ein ‚Nachkauen‘ des Lehrers. So „verdummt“ eine Generation und auch die nachkommende Generation. Unsere Bildungspolitiker sind überfordert, weil sie keinen Bezug zur realen Schulpraxis haben; sie verlassen sich auf Aussagen ihrer Berater, die auch keinen Bezug haben. Das muss endlich gestoppt werden. Liebe Entscheidungsträger, holt euch Menschen aus der Praxis ins Boot. Es gibt Menschen, die Pionierarbeit geleistet haben zu diesem Thema, die Erfahrungen und Erkenntnisse haben, wie die Umsetzung funktioniert. MACHT heißt aufwachen und mutig sein.“ (Frau S., 50 Jahre Mutter von drei Kindern)

„Unsere Themen sind die stetigen Eltern-Kind-Konflikte, weil sich über die digitalen Kommunikationsformen, wie z. B. WhatsApp, der Gruppenzwang erhöhte. Kinder bekommen Stress, wenn sie Handyzeiten haben, dass sie dann in Zukunft, wenn sie in die Schule gehen, gemobbt werden.“ (Mutter Ina, zwei Kinder im Alter von 6 und 9 Jahren)

„Wir haben die Rolle der Lehrpersonen übernommen, mein Hauptjob ist das Lehren. Und dies schon seit Wochen. Ich bin schon am Limit, mein Nervensystem, mein Körper und meine Psyche sind K. O. Ich habe nicht nur ein Kind, ich muss drei unterschiedliche Schulstufen und -systeme bedienen und wenn ich als Mama nicht am Ball bleibe, dann schaffen das meine Kinder nicht. Zugleich brauchen wir Unterstützung von Opa, zu dem wir ja jetzt nicht fahren können. Er kennt sich in Mathe sehr gut aus, er hilft uns dann über das Telefon, wenn es gar nicht mehr geht. Es hieß NUR VERTIEFEN, kein neuer Stoff usw. Das war bei uns nicht so. Wir wurden überschüttet.

Die Frage ist, wo hier die Gerechtigkeit ist. Alle mussten finanzielle Einschränkungen machen, bis auf die Lehrpersonen. Wenn sich eine Lehrperson wirklich engagiert hat, dann steht es ihr zu, denn dann ist das eine Tagesaufgabe, alle von der Ferne gut zu begleiten. Aber ich hatte leider nicht das Glück. Ich bin jetzt in der Arbeitslosigkeit und war neben Mutter, Managerin, Putzfrau, Köchin … auch noch Lernbegleiterin.“ (Rückmeldung von drei alleinerziehenden Müttern im Alter von 45–50 Jahren und zwei Vätern)

Stopp mit Sorgen und Ängsten und raus aus der ANGST-FALLE. Begeisterung ist der Schlüssel zum persönlichen Lebenserfolg. Angst macht es unmöglich, klare Entscheidungen zu treffen. 

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